Schlüpfriges Mauerblümchen
Spiel und spielen verrät einiges über den Menschen. Denkweise, Logikstrukturen, Taktik, Geschicklichkeit, Teamplayer oder hinterhältiges Drecksackverhalten. Aber so manch Charakterzug und Vorliebe wird erst einem richtig klar, wenn die passende Frage gestellt wird. In Sei keine Pussy! von David Rimbach aus dem Verlag Hodari Spiele erfahren wir so einiges. Was vermuten wir von Spielenden, und wie sieht die bittere Wahrheit aus? Oder zeigt sich der oder die Befragte als kleines Kätzchen und hält den Schnabel dicht?
Dem Menschen näher
Miteinander zu kommunizieren bedeutet Informationen zu übermitteln und auszutauschen. Wir gehen in der Kommunikation in Berührung und erlauben einander Kontakt. Kommunikation läuft verbal, nonverbalen und paraverbal ab. Eine der gängigsten Kommunikationskanäle ist die Sprache, wobei diese nicht die bedeutendste Kanalverbindung ist.
In Sei keine Pussy! verwenden wir Sprache, denn dieses kleine Kartenspiel ist ein kommunikatives Partyspiel. Wir stellen Fragen, antizipieren Antworten (nö, ja, Pussy) und erhalten Karten als Punkt. Wer am Ende die meisten Karten hat, gewinnt.
In Sei keine Pussy! steht der Gewinn/Verlieraspekt an letzter Stelle. Vielmehr geht es um Spaß und Wissensdurst. Neugierde will gestillt werden, und tatsächlich hat die eine oder andere Frage was mit Schamübertretung zu tun.
In freundschaftlichen und vertrauten Kreisen mag dies nicht so schlimm sein, spielt man jedoch Sei keine Pussy! innerhalb einer Tagung, mit Arbeitskolleg*innen oder gar anderen „unintimen“ Runden, kann so manch Frage ziemlich unangenehm sein. Oder würdest Du Deiner Chefin gleich aufs Brot schmieren wollen, ob Du schon mal für Sex Geld gezahlt hast?
Interessant ist auch, dass man als Fragender auch selber eine Einschätzung via Karte auf den Tisch legt. Auch dies ist spannend, wenn besagt Chefin meint, ja, Du hättest es schon mal getan. So so, was die für ein Bild von Dir hat, aha …
Interessant bis versaut
Sei keine Pussy! ist ein nicht jugendfreies Spiel. Wer mehr wissen will, ob die anale Stimulation einen anmacht, ob man schon mal ein Tier getötet hat, ob man beim duschen pinkelt oder auch kackt, ob man eine Schusswaffe besitzen will, ob man dem Gruppengefallen wegen lügt, oder welche Sexpraktik und welchen Fetisch man so hat, der*die ist hier sehr gut aufgehoben. Jemanden aussuchen, Fragen stellen, Antwort antizipieren und mit der gelegten „Wahrheit“ klarkommen.
Bei ausgelegter Pussy-Karte weiß eh jeder: Du Pussy Du, stimmt ja eh.
Die Fragen sind vielseitig und doch wiederholen sich so manch Fragen. Fragen nach Oralsex werden aus aktiver und passiver Sicht hinterfragt. Und auch so kommt manch Frage wie die Faust aufs Auge rüber, und andere sind sehr abstrus. Aber witzig ist es allemal. Wenn die Gruppe stimmt.
Tatsächlich hatten wir echt viel Freude in mancher unbekannter Zusammensetzung, die hemmungsfrei mit diesen Fragen ziemlich aufgelockert wurde. Eine echt witzige Möglichkeit in Kontakt zu treten, was schnell das Eis bricht.
Jedoch sollte man sein Setting abschätzen können. Nicht in allen Runden kommt die Pussy-Kartensammlung an. Aber Du wirst schon wissen, wann und mit wem so ein Spiel funktioniert.
Ich fand die Fragerei von Sei keine Pussy! ganz lustig und kann die Fragen für Gruppentreffen sehr empfehlen. Wenn ihr im Sit-In mit Freunden mal einfach so euch ein paar Fragen stellen wollt, das passt hier ganz schön. Ist halt ein Partyspiel, was genau hier auch hinpasst. Auf Geburtstagsfeiern oder bei Cliquenabenden passt das Spiel auf jeden Fall rein. Hier geht es nicht um Gewinnen und Verlieren, hier steht der Spaß im Vordergrund.
Ist wie Wahrheit oder Pflicht, nur ohne Pflicht. Und wer auch bei der Wahrheit unpflichtsam weder ja noch nein sagt, ist halt ne Pussy.