Jamaica

Brettspiele Frittenrezensionen
7

Superfritte

Ärgere Dich schwarz

Schon 2007 brachten Malcolm Braff, Bruno Cathala und Sébastien Pauchon Jamaica in einer kleinen, fast zigarrenschachtelartigen Verpackung heraus. Jetzt wurde das wunderschöne und teilweise sehr böse Familienspiel neu aufgelegt und über die Space Cowboys (Asmodee) auf den Markt geschossen. Und es immer noch so herzerwärmend böse und gemein, dass es eine Freude ist. Falls ihr Jamaica noch nicht kennt, lohnt sich es sich dieses mal zu spielen. Ich für meinen Teil finde es ganz große klasse, was ihr in meinem Text nachlesen könnt.

Erstens kommt es anders …

… und zweitens als man denkt. Oh ja, das habe ich schon oft gedacht und erlebt, wenn Jamaica auf dem Tisch liegt. An vielen Stellen im Spiel hat man das Gefühl: „Das kann doch nicht wahr sein! Wie Kacke ist das denn“, und Wut und Ärger und Grrrr kommt auf. Aber das soll so sein, denn in Jamaica schenken wir uns nichts, vielmehr wollen wir uns ne Menge wegnehmen.

Aber mal langsam. Ich umreiße einmal ganz kurz und knapp, um was es geht, denn wenn ihr mehr wissen wollt, lest euch die Regeln im Netz durch, und dann gehe ich mal auf Erlebnisse in meinen Spielrunden ein.

Jamaica ist ein Wettrennen. Wir schippern mit unserem Boot, was mit Frachträumen ausgestattet ist, um die Insel und versuchen dabei Golddublonen zu sammeln, denn diese bringen Punkte. Und das ist ja auch unser Ziel: Punkte machen. Und schnell wollen wir sein, denn das Spiel ist zu Ende, sobald jemand Port Royal erreicht hat. Auch hier bekommt man Punkte.

Jedoch brauchen wir auch Nahrung und die eine oder andere Kanonenkugeln, denn auf dem Meer werden Schlachten und Gefechte ausgeführt – das Piratenleben, wie es uns durch unterschiedlichen Medien weiß gemacht wird.

Wie bekommen wir all das? Wir haben Karten auf der Hand, die uns unterschiedliche Aktionen verschaffen: Bewegung vor, Bewegung zurück, Gold, Nahrung, Kanonen. Durch 2 Würfel werden diese Aktionen aktiviert, im Spiel nennt man dies: Morgen- und Abendaktionen.

Der jeweilige Kapitän der Runde entscheidet, welcher Würfel für welche Aktion (morgens/abends) genutzt werden darf.

Hier kommen schon des öfteren „grrrrr-Momente“ auf, denn für die eigene Kartenhand wäre ein „Andersherum“ viel viel besser. Aber nun ja, der Kapitän entscheidet eben.

Bei unseren Fortbewegungen müssen wir fast immer etwas bezahlen: Nahrung geht flöten, an Häfen will man Geld haben, und treffen mind. zwei Schiffe aufeinander, fliegen die Kanonenkugeln und Frachträume werden geplündert.

Ahhhhh, hier zeigt Jamaica seine wahre Gierigkeit. Man ist nicht gefeit auf See, denn ständig kommen andere Piraten und luxen einem die Frachträume leer. Ärgerlich! Und wunderschön zugleich.

Auf manch anderen Grottenfeldern kann man Schätze heben, die nicht immer gut sind, denn neben Reichtümern und Extras gibt es auch Flüche, die uns Minuspunkte bringen. Na wunderbar.

So schippern wir in Jamaica immer weiter, rauben, werden ausgeraubt und ärgern uns. Ja, ärgern ärgern ärgern uns!!!

Und das ist das Schöne!

Ja, das ist das Schöne. Jamaica ist ein Ärgerspiel. Nichts mit Kooperation, Heititei oder Nachsicht. Hier bekommt man richtig auf´s Maul. Ja, ihr Lieben. Jamaica ist kein Spiel, mit dem ihr friedlich und entgegenkommend zusammen spielt. Hier sind die Ellenbogen hoch und mit Karacho wird per Tau das andere Schiff gekentert.

Auch wenn ich diese Art von Spiele gar nicht so mag, so ist bei Jamaica das Schöne, dass es vollkommen okay ist hier böse auf´s Fressbrett zu bekommen. Solltet ihr in euren Spielekreisen eher Menschen haben, die bei Böswilligkeiten gleich den Tisch flippen, so spielt lieber was anderes. Hier wird man sich ärgern – und das ist das Schöne am Spiel.

Zusätzlich ist das Spiel bespickt mit einer ordentlichen Portion Glück, was vollkommen in Ordnung ist. Da kannst Du richtig viele Kanonen abgeben und richtig hoch würfeln, würfelt der andere einen Stern, gewinnt er den Kampf und kannst Dich einfach nur ärgern. Pech! Ist halt so.

Auch kann es sein, dass in einer Runde gleich 2, 3 oder 4 Schiffe gegen einen selbst fahren, und Dich bis auf die Socken ausziehen. Pech! Dann ist das eben so.

Bei Jamaica darf nicht geplärrt werden, denn auch wenn es im Spiel manchmal richtig schlecht aussieht, so kann man an manch Punkten das Steuer immer noch rumreißen und das Spiel für sich ausgehen lassen. Die Strecke bis nach Port Royale ist lang. Und manchmal ist manch Wasserwoge hold und zeigt sich gütlich.

Aufmachung und neu

Die Aufmachung ist so toll, einfach spitze. Eine ganz tolle Zeichnung und Gestaltung. Das gefällt mir richtig gut. Auch das Inlay des Kartons und die Aufteilung ist richtig gut gelungen. Und wer Lust hat kann alle Aktionskarten mal als riesiges Panorama nebeneinander legen und in Piratenfantasie schwelgen. Echt hübsch.

Und etwas Neues gibt es in dieser Auflage. Es gibt einen Schlacht-/Mangelwürfel, mit dem man sein Schiff per Zufall zurücksetzen muss, wenn man Felder nicht „bezahlen“ kann. Ich finde das sehr schön gelöst und kann mich mit dieser Neuerung sehr gut arrangieren.

Ansonsten ist Jamaica immer noch ein erstklassiges Spiel, was besonders in großen Runden richtig viel Spaß macht.

Lecker

  • So schön, so gemein, so interessant, so lustig - ganz tolles Spiel

Pfui

  • Pfui sind nur die Mitspielenden. Was gemeine Säcke ...

Fazit

Funfairist wetzt die Säbel und brüllt

Von mir eine Superfritte. Ja, ich mag es total und spiele es sehr gerne. Optik = Bombe. Spielspaß richtig herbe fies und einfach lustig. Besonders in 4-6er Besetzung ein richtig tolles und ärgerliches Spiel. Unsere Hausregel: Wenn mehrere Schiffe auf einem Feld sind, dann kämpfen wir gleichweg als Angreifer gegen alle. Der Gewinner raubt einen aus. Fertig. Ach ja, und wir müssen alle vorneweg Kanonen abgeben, und dann wird erst gewürfelt. Auch das haben wir als Hausregel, was noch mal eine Prise mehr Boshaftigkeit und Ärgerlichkeit hineinbringt. Herzlichen Dank an Asmodee, denn die haben uns für diese Rezension ein Exemplar zur Verfügung gestellt.
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Superfritte