Auf der Suche nach „Männern“, Talismänner
„Pssssst, ich möchte Dir etwas erzählen. Du kennst doch auch die Krone der Herrschaft, nicht wahr? Genau, die Krone, mit der man über das gesamte Land herrschen kann. Ich weiß ich weiß, die Krone gilt als verschollen. Aber weißt Du, mit einem Talisman kann man den Weg zur Krone finden. Ehrlich. Ohne Scheiß und jetzt kommt es: Ich weiß nicht nur, wo sich ein Talisman befindet, ne, ich weiß, wo gleich fünf Stück sind. In echt! Aber um sie zu finden, müssen erst Abenteuer beschritten werden – legendäre Abenteuer.“
Wir schauen heute auf Talisman – Legendäre Abenteuer von Michael Palm und Lukas Zach. Erschienen ist das kooperative Bagbuilding Spiel bei Pegasus Spiele.
Die Suche nach dem Talisman
Ich weiß auch nicht, warum wir derer Talismänner, Talismani, Talismans, äh, wie sagt man denn nun? Also, diese Dinger halt, also, ich weiß auch nicht, warum wir gerade 5 finden sollen. Und dann noch in 3 unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Das macht 15 Talisdinger. Dabei brauchen wir nur einen verkalkten Talisman, und die Krone gehört uns und damit das Land. Egal, dann finden wir eben alle.
Um so ein Talisman geht es im gleichnamigen Spiel, woran noch legendäre Abenteuer angeklebt wurden. Damit an dieser Stelle schon mal eins klar ist: Talisman hat nichts mit Talisman zu tun. Also an alle, die das uralte Talisman kennen und lieben, das hier ist ein ganz anderes Talisman, was mit dem Spiel aus dem Jahre 1983 nichts zu tun hat. So gar nicht. Hier haben wir es mit einem kooperativen Familienspiel zu tun, bei dem wir Plättchen sammeln, die in einen Sack werfen, und aus dem wir Plättchen wieder ziehen: Bagbuiliding.
Doch bevor sich eingefleischte Fantasymenschen bitchig abwenden und mit dem Finger kurz schnipsen, halt, vielleicht lohnt sich doch n Blick auf dieses Spiel? Wir haben es jedenfalls überhaupt nicht bereut diesem Talisman unsere Aufmerksamkeit zu schenken.
Glückliches Händchen
Ja, so ein Talisman soll einem Glück bescheren. Und in diesem Fall würde uns ein Talisman zur Krone der Herrschaft führen. Auch nicht schlecht. Nur bis wir die Krone, evtl. am Ende in den Händen halten, müssen Abenteuer bestanden werden. 5 sind an der Zahl in der Box enthalten. Und eins kann ich schon mal spoilern: wenn ihr es bis zum Ende geschafft habt und alle Talisdingsies eingesammelt habt, seid ihr noch lange nicht im Besitz der Krone. Wuhuuuuuu…
Doch, wie kommen wir denn an so einen Talisman?
Nun, die erste Geschichte führt uns zu einem Alchimisten. Der erzählt uns nämlich, dass die kleinen Flatterfeen voll kleptomanisch drauf sind, was wir erst mal gar nicht glauben können. Diese kleinen niedlichen Flatterfrauen, die so putzig ihren Staub in der Gegend verteilen, und hervorragend zu Rotkohl und Klößen schmecken? Die? Donnerschlag! Nun denn, gilt es diese kleinen weibischen Klaufalter zu finden, um sie mit einem Getränk zur Besinnung zu bringen. Aber erst einmal muss so ein Trank gebraut werden.
Neben all diesen Aufträgen haben wir es im Gang durch das abenteuerliche Land mit Unholden zu tun, die auf den Wegen lungern. Spinnen, garstige Kreaturen, und huch ein Schweinchen. Sehr gerne greifen wir zur Waffe oder zum Zauberstab, um die Unholde in Putenschnitzel zu verwandeln. Nicht nur, dass wir die Unholde schnetzeln. Nein, wir rauben sie auch noch aus und nehmen die Beute an uns. Wahrlich legendär.
Um den Kampf, oder auch manche Aufgabe zu meistern, müssen wir aus unserem Beutel Plättchen ziehen. Diese zeigen an, in wie weit erfolgreich oder stümperhaft wir uns anstellen. Das tolle an Talisman Legendäre Abenteuer ist, dass wir keine aufs Maul bekommen. Stattdessen können wir Plättchen mit einer Sanduhr ziehen, die unseren Zeitanzeiger nach vorne wandern lassen. Das wollen wir gar nicht, denn in diesem Spielen spielen wir gegen die Zeit. Ist unsere Zeit abgelaufen, ist das Abenteuer vergeigt, und wir können noch einmal anfangen.
Im Laufe der Abenteuergeschichten haben wir noch so einiges zu leisten: wir müssen uns gegen Diebe stellen, den Kampf mit einem Drachen aufnehmen, wir haben es mit raufboldigen Goblins zu tun, auch eine böse Hexe will uns lieber als Kröte sehen, und der Kampf gegen brutale Vampire wartet ebenfalls auf uns.
Jede Geschichte und jedes Abenteuer ist für sich abgeschlossen und stimmig, irgendwie anders und auch wenn die Züge sich wiederholen und der Ablauf immer irgendwie gleich ist, spielt sich jedes Abenteuer anders.
Legendäres Spielgefühl
Das finde ich wirklich toll an Talisman – Legendäre Abenteuer. Die Geschichten sind super erzählt und durch das Buch der Abenteuer und die jeweiligen Abenteuertafeln spielt sich dieses Familienspiel sehr stimmungsvoll und ausgesprochen glatt. Die Zeichnungen sind ebenfalls super und stimmungsvoll. Ein wirklich großartiges Spielgefühl, was besonders bei Kindern und jungen Menschen richtig gut ankommt. Manchmal wünscht man sich, dass die Zeichnungen auf den Plättchen noch größer wären, oder gar dass 3D-Figuren das variable Spielfeld betreten, aber so wie Talisman ist, ist es auch vollkommen super und ausreichend. In der Schachtel ist ne Menge drin. Plättchen, Orte, Tafeln, 12 Helden als aufgebaute Figur, Talismane, Säckchen, Würfel und ne Menge mehr. Da klappert es ordentlich im Karton. Toll.
Aber neben der Ausstattung überzeugt vor allem das spielerische Erzählen im Spiel. Jedes Abenteuer hat eine eigene Aufgabe und spielt sich irgendwie anders. Auch wenn die Spielzüge gleich sind, so ist das Setting stimmungsvoll immer anders. Auch die Aufgaben sind anders: Suchen, kämpfen, sammeln, befragen … Talisman – Legendäre Abenteuer ist abwechslungsreich. Das gefiel mir richtig gut, und ich war von den Geschichten wirklich gefangen und eingenommen. Sehr schön und intensiv.
Auch mochte ich, dass Elemente eines Wimmelbildes in das Spiel mit eingebaut wurde. So müssen Feen gesucht werden, durch Pilze Orte ausgeschlossen werden, ein Hund wird gesucht und wo waren die blauen Flammen? Besonders Jüngere grasen mit ihren Blicken die Orte ab und suchen nach den Elementen.
Fingerspitzengefühl
Der Bagbuilding-Mechanismus ist nicht nur seit Quacksalber bekannt. Und auch in Talisman – Legendäre Abenteuer müssen unsere Finger in einen eigenen Sack gleiten, um Plättchen zu ziehen. Hier zeigt sich, da im Laufe der Geschichte der Spielendensackinhalt durch Schatzsuche und Unholdrauferei wächst, dass eine geringere Spielendenanzahl das Spiel etwas leichter macht, als wenn gleich 6 Abenteurer sich in die Welt von Talisman wagen. Den Sack mit Belohnungen vollstopfen ist schon sehr vorteilhaft, denn dadurch minimiert man den Sanduhrenzug. In unseren Partien waren die Runden mit mehreren Menschen etwas schwieriger. Zwar konnten wir parallel schneller die Abenteuer angehen, aber da wir immer aus unserem Beutel ziehen mussten, war eine oder zwei gezogene Sanduhren öfter im Tageslicht, als in der Tiefe des Sacks. Egal. Spaß macht es trotzdem.
Talisman – Legendäre Abenteuer ist ein wirklich schönes und unterhaltsames Familienspiel, was besonders mit Jüngeren sehr gut funktioniert. Aber auch als Solitärspiel ist das Talisman eine tolle spielerische Erfahrung.