Kooperativ, kommunikativ, kongenial
Da bringt Schmidt Spiele ein Spiel heraus, was den Untertitel „kooperativ, kommunikativ, kongenial“ in sich trägt, und bleibt dieser kkk-Alliteration im Titel nicht konsistent? Was soll das? Stattdessen nennen sie das kooperative Kartenspiel von Ken Gruhl Tippi Toppi. BITTE? Tippi Toppi? Was soll das denn sein? Tippi Toppi kann man doch alles nennen, wofür man sonst keinen Namen hat. Tippi Toppi! Ts! Das könnte auch auf 500g Schweinehack stehen, oder als Markenname für Badelatschen für den Sommer. Aber für dieses Spiel? Jetzt wirklich? Ach nööööö… Wer sich von diesem schrecklichen Titel abschrecken lässt, dem entgeht vielleicht ein tolles und sehr unterhaltsames Spielerleben, denn Tippi Toppi weiß sehr wohl zu unterhalten. Tippi Toppi, pfff, ich fasse es nicht, was für ein Titel, Tippi Toppi …
Aufgabenbewältigung
Es gibt Spiele, die hole ich immer und immer wieder aus dem Spieleschrank und spiele sie, weil sie damals und jetzt immer noch ein unterhaltsames, tolles, spannendes, verspieltes und intensives Spielgefühl hinterließen und hinterlassen. Eins dieser Spiele ist zum Beispiel das Kartenspiel Dumm Gelaufen! aus dem Hause Ravensburger von Dirk Hanneforth und Hajo Bücken. Das Spiel ist aus dem Jahre 1998 und ist immer noch ein super Spiel – wie ich es finde. Nun, um dieses Spiel soll es hier nicht gehen, sondern um Tippi Toppi, dessen Namen ich wirklich schrecklich finde. Aber das ist sicherlich schon klar geworden.
Tippi Toppi erinnert mich schon recht stark an Dumm Gelaufen!, auch wenn Tippi Toppi ganz anders ist. Doch manch Facetten haben sie gleich. Wir müssen nämlich Aufgabe bewältigen. 4 Stück an der Zahl liegen aus. Unter den Aufgaben sind 4 Ablagestapel, auf die sich die Aufgaben beziehen. Und so müssen wir Runde für Runde dafür sorgen, dass diese Aufgaben erledigt werden. Mal müssen nur bestimmte Farben ausliegen, mal eine bestimmte Summe, dann darf nichts Gleiches benachbart zusammen ausliegen, und dann wieder muss ein Zahlenwert gleich einem anderen Zahlenwert sein. 53 Aufgabenkarten sind im Spiel enthalten, also für ne Menge Abwechslung ist gesorgt. Zwar ähneln sich manche Aufgaben und sind sogar gleich, aber das kann uns nur zu Gute kommen, denn wir spielen ja kooperativ zusammen. Darum kann man hier mal ein Auge zudrücken.
Den Schwierigkeitsgrad kann man mit der Anzahl an Aufgaben anpassen, und eine Champion-Runde hat es schon echt in sich. Hier sollte Prinzessin Glück sehr gerne mit am Tisch sitzen, wenn es um die Aufgabenkarten- und Zahlenkartenverteilung geht.
Planen und nicht zu viel sprechen dabei
Bei Tippi Toppi sollte man nicht zu viel sagen. So verlangen es die Regeln. Aber in meinen Runden werde ich oft damit konfrontiert, dass genaue Zahlen und Farben genannt werden. Ja, so ist das, wenn ein Team zusammen spielt und gewinnen will. Und wenn die Zahl nicht genannt wird, so wird GANZ ZUFÄLLIG SELBSTVERSTÄNDLICH mit der Hand und den Fingern eine 3 gezeigt – GANZ ZUFÄLLIG.
Ja ja, Tippi Toppi lädt zum verarschen ein, aber was heißt verarschen? Wir spielen doch zusammen, und da darf man sich doch helfen, oder? Genau. Und wer es wirklich schwer haben will, der spielt eine Runde komplett ohne zu sprechen. Auch eine sehr coole Spielerfahrung.
Aber zurück zur Kommunikation. Das Spiel wirbt damit miteinander zu kommunizieren. Unsere Erfahrung sagt: Das sollte man auch. Auf jeden Fall. Je besser und geplanter die Absprachen sind, desto sicherer sind die Erledigungen der Aufgaben. Ein wirklich tolles Spielerlebnis. Einen Alphaspieler kann man hier und da erahnen, teilweise braucht es auch jemanden, der oder die das Steuer in die Hand nimmt, aber da alle nur ihre eigenen Karten kennen, und man selber nicht mitteilen darf, was man auf der Hand hat, muss man zusammen planen, ohne genau das zu sagen, was man am liebsten sagen will. Häh? Genau! Tippi Toppi ist ein Hirnzwirbler, wenn man die Kommunikationsregeln wirklich einhalten will. Eine Herausforderung, die Freude ans Spielgeschehen bringt.
Jetzt bleibt letztlich nur der Untertitel kongenial übrig. Nun, was ist denn das kongeniale am Spiel? Was ist denn das geistig oder künstlerisch ebenbürtige? Wird hier etwa doch auf das Meisterwerk Dumm Gelaufen! geschielt? Oder pocht hier nur mein Herz, und die Menschen von Schmidt Spiele und Ken Gruhl kennen dieses Spiel gar nicht? Hm, ich kann es nicht sagen, aber was ich sagen kann ist, dass mir zu kongenial nichts einfällt. Darum lasse ich die These Tippi Toppi sei kongenial mal einfach so stehen.
Was auf jeden Fall nicht stehen bleiben wird, ist das Spiel. Und zwar bei mir in meinem Schrank. Viel lieber sehe ich die Karten ausgepackt auf meinem Tisch, und sehr gerne ein paar Menschen drum herum. Tippi Toppi habe ich in meinen ersten 2 Runden mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtet. Mittlerweile haben sich meine Augen geöffnet und meine hochgezogenen Brauen bezeugen Freude und Begeisterung. Tippi Toppi ist zwar ein echter Kackname, aber ein tolles Spiel. Der Titel ist Dumm Gelaufen!, das Spielerlebnis ist kongenial.