PirAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRtenpack!
Forgotten Waters gehört inzwischen nicht mehr zum „Heißen Scheiß“, der frisch auf den Markt gespült wurde. Es hat recht lang in meinem Regal gelegen und das aus gutem Grunde: Ich wollte es unbedingt mindestens in einer 4er Runde spielen (BGG sagt sogar „Best 5“) und das fand ich eine lange Zeit aufgrund der Pandemie gar nicht so einfach. Aber: Da war sie dann endlich, die 4er Truppe, die sich gemeinsam in die Wellen von Forgotten Waters schmeißen wollte. Sehr geil, es konnte also endlich losgehen!
Wie sich unsere Erlebnisse mit Forgotten Waters so gestaltet haben – das möchte ich euch heute erzählen.
Seemannsgarn
Zuerst einmal geht ein Dank an Asmodee, die uns das Spiel für die Rezension zur Verfügung gestellt haben.
So. Erstmal zur Konstellation unserer Gruppe: Mein Mann und ich hatten noch Unterstützung von 2 Piratenfreunden – der eine hat schon Gen 7 mit uns gespielt und kannte daher schon das Grundkonzept der Crossroads Spiele und die andere hatte sogar schon einmal Forgotten Waters gespielt und hatte Lust, es noch einmal mit uns zu spielen. Also: Ab auf´s Schiff und los auf´s Meer!
Wir sind Piraten, die gemeinsam auf einem Schiff segeln und in unbekannte Abenteuer fahren. Uns erwarten 5 Szenarien, die wir nacheinander erleben können und darin warten unterschiedlichste Begebenheiten, Aufgaben und Erlebnisse auf uns.
Um Forgotten Waters zu spielen, braucht es eine App bzw. eine Internetseite, die es seit einigen Monaten auch mit deutschen, eingesprochenen Texten gibt. Auf dieser Website gibt man Zahlen ein, die u.a. beschreiben, wohin man sich bewegt oder welche Aktionen man macht. Die großartige Männerstimme aus den Lautsprechern erzählt dann, was passiert. Außerdem gibt es passende Hintergrundgeräusche, je nachdem, in welchem der 5 Szenarien man sich gerade befindet. Das hat alles super funktioniert (wenn man davon absieht, dass es einige wenige Dinge gab, die in der App noch nicht mit einer auditiven Version ausgestattet waren).
Grundsätzlich funktioniert es so: Alle bekommen einen Piratenbogen zu Beginn eines jeden Szenarios, über den man erfährt, wer man ist und wie man so tickt. Das ist sicherlich eigentlich nicht unbedingt so vorgesehen, aber wir haben das auch immer mal wieder zum Anlass genommen, vielleicht eher ungewöhnliche, unserem Charakter entsprechende Entscheidungen zu treffen (wir waren aber auch 4 RollenspielerInnen …. wie soll es da anders sein?!). Vorn drauf sieht man ein Sternenbild, das man im Laufe des Spiels „freischaltet“. Dadurch bekommt man besondere Boni und erfährt noch ein bisschen mehr über seine eigene Geschichte (die in Form eines Lückentextes für wirklich fantastische Lachflashs sorgen kann).
Alle haben Aufgaben
Es gibt 6 unterschiedliche Tableaus, die unterschiedliche Rollen und Aufgabenbereiche auf dem Schiff darstellen, um die sich gekümmert werden muss. Proviant, die Qualität des Bugs, die Crewmitglieder, die Kanonen und noch einiges mehr. Diese Tableaus werden unter allen ausgeteilt, dann werden die Karten und Token noch in den praktischen Halter gestellt und es kann mit dem Aufbau losgehen, den man über die Webseite erfährt, sobald man das Szenario auswählt, das man spielen möchte. Und dann geht´s los: Man weiß anfangs noch nicht wirklich viel über das, was einen erwartet und fährt über die Meere, erkundet Inseln und stellt sich besonderen Begebenheiten, die auf dem Wasser warten.
Dazu benutzt man dann das Ortsbuch, das auch einen weiteren Kern des Spiels ausmacht. Darin blättern wir hin und her und reisen von Ort zu Ort. Auf jeder linken Seite ist immer eine Illustration des aktuellen Ortes abgebildet und auf der rechten Seite gibt es eine Auswahl an Aktionen, die zur Verfügung stehen. Manche müssen gemacht werden, manche darf eine Person machen, wieder andere dürfen mehrere Menschen machen. Wir haben nur wenig Zeit, um uns für eine Aktion zu entscheiden, sollten uns allerdings die passenden Texte nicht vorher anschauen, sondern uns über die neben den Aktionen abgebildeten Symbole leiten lassen. Über die erfahren wir nämlich, welche Fertigkeiten an dieser Aktion besonders gut zu gebrauchen sind (und welche wir da auch leveln können). Durch das Leveln werde ich in bestimmten Fähigkeiten stärker, was anstehende Proben wiederum leichter für mich gestaltet. Wenn sich dann auch noch alle ein bisschen absprechen und nicht alle das gleiche leveln, dann kann man sich so eine (mehr oder weniger) starke Piratentruppe im Laufe eines Szenarios aufbauen. Dadurch, dass man aber zu Beginn jedes Szenarios einen neuen Piratenbogen bekommt, startet man wieder bei null und nimmt einen erlangten Fortschritt als Charakter nicht mit in die nächste Szene.
An verschiedenen Punkten im Spiel finden wir Schätze, wir erfahren Unglück (vor allem ich …….) und treffen auf andere Menschen und Wesen, die für den Fortschritt der Geschichte sorgen. Und das tun unsere Entscheidungen natürlich auch – denn die sorgen dafür, dass wir ein „besonderes“ Spiel erleben. Die Piratin in unserer Runde, die schon vorher Forgotten Waters durchgespielt hat, berichtet auch davon, dass sie teils andere Dinge in unserer Kampagne erlebt hat, als in der vorherigen.
Würde ich es nochmal spielen?
Vermutlich: Nein. Das sagt aber überhaupt nichts über die Qualität des Spiels aus. Das liegt vielmehr daran, dass ich die aller, allerwenigsten storybasierten Spiele ein zweites Mal spielen würde. Ich denke, dass ein „erstes Mal“ mit so einem Spiel neben dem Spielerlebnis an sich auch das Entdecken des Ganzen ausmacht. Überraschungen, vielleicht auch mal Enttäuschungen, aber so oder so auch ein gemeinsames Erlebnis. Und in den meisten Fällen ist es ja auch so, dass man nicht grundsätzlich neue Erfahrungen in einem zweiten Durchlauf machen würde, sondern nur ein paar andere Details kennenlernt. Ich würde mich aber auch nicht querstellen, wenn die richtige Truppe mit Forgotten Waters auf dem Arm über die Planke gelaufen kommt und mich fragt, ob ich mitspielen will.
Würde ich es empfehlen?
Für Menschen, die gemeinsam eine Geschichte erleben wollen, die gespickt mit witzigem Humor ist und somit auch ohne das eigene Zutun immer wieder für Lacher sorgen kann: Ja! Das ist ein bisschen wie The King´s Dilemma. Spielerisch wird man hier nicht vor Freude ausrasten, weil man neue Mechanismen, Strategien und Herausforderungen findet. Aber das braucht´s eben – wie ich finde – nicht. Es trägt auch total ohne, wenn man in der Lage ist, sich etwas auf´s Spiel einzulassen. Wir hatten eine wirklich gute Zeit mit diesen 5 Szenarien auf den Meeren und nehmen gemeinsame Erinnerungen und sicherlich auch den einen oder anderen Insider mit. Wenn das das ist, was Forgotten Waters will, dann erreicht es das auch wirklich gut!
Mit weniger als 4 Personen würde ich es vermutlich nicht empfehlen. Ob ich mir 6 oder sogar 7 Personen vorstellen kann? Bedingt. Dadurch kann es, vermute ich, zu einiger Downtime kommen, wenn die Aktionen auf den Orten Stück für Stück abgearbeitet werden. Ich denke, 4-5 wären meine Empfehlung.