Es wird wackelig
Wie niedlich ist denn Kippelino von Reinhard Staupe vom NSV denn Bitteschön? Ach wie goldig. Der kleine Bär und die Dachse, zusammen mit den Architekten-Raben bauen alle zusammen ein Bauhaus. Ich hab Herzchen im Auge und blinzel ganz schnell mit awwwww-Ausdruck aus dem Mund. Aber ach so niedlich zeigt sich der wackelige Bauversuch dann doch nicht, denn Kippelino macht seinen Namen alle Ehre. Ich möchte euch heute von diesem kleinen und echt süßen Kinderspiel erzählen.
Der Traum vom Baumhaus
Kennt ihr auch diese unheilversprechenden Prophezeihungen, die man besonders Kindern und Jugendlichen an den Latz spricht, dass wenn man mit dem Stuhl kippeln würde, es ganz sicher passieren wird, dass man irgendwann das Gleichgewicht verlieren wird, rücklings hinfallen und sich den Hinterkopf, ganz gerne auch an einer Heizungsrippe, einschlagen wird? Kippeln ist verboten und wird mit Verletzung und Schmerz bestraft.
Für die, die nicht wissen, was kippeln bedeutet, nun, dabei geht es um eine wacklige Angelegenheit, die bei kleinem Umgleichgewicht zu einem Einsturz oder Zusammenfall (Umfallen) führen kann.
Nun, Unfälle erleben wir bei Kippelino nicht schmerzlich. Aber kippelig wird es schon, denn beim Bau des Baumhauses kann der kleine Turm des Öfteren schon mal zusammenkrachen. Na ja, eher zusammengleiten, denn mit Geschäpper und Krawumm fallen die Karten nicht zusammen.
Aber um was geht es denn in Kippelino?
Stapelstücke
Echt fette und sehr hochwertige Karten werden gestapelt. Zwischen den Ebenen werden immer je 2 Holzscheiben als Baupfeiler gelegt. Wenn die Gruppe es in diesem kooperativen Geschicklichkeitsspiel schafft das Bauhaus bis oben hin zu bauen, haben sie zusammen gewonnen, dabei gilt es 12 Ebenen fertig zu stellen.
Hört sich recht simpel an, könnte man meinen. Nun, ist es aber nicht ganz, denn die Architekten-Raben geben in jeder Runde vor, auf welchen Bauplatz der nächsten Ebene die beiden Holzscheiben gelegt werden sollen. Mittig und ausgewogen – das klingt gut. Aber oft zeigen die beiden Farben der Raben ganz andere Bereiche der Karten. Grrrrr, warum schon wieder ganz links, oder ganz rechts. So kann ich nicht arbeiten!!!
Geschicklichkeit und Kooperation
Kippelino ist ein Geschicklichkeitsspiel für Kinder ab 5 Jahren. Und es ist kooperativ. Zwar wird in der Anleitung auch eine kompetitive Regel erklärt, aber am meisten Spaß hatten alle Spielenden, wenn sie zusammen arbeiteten. Zwar hatte ich auch hier und da schon so manches Kind am Tisch sitzen gehabt, dass gerade seinen Nachspielenden die Bauebene besonders „schwer“ machen wollte, aber hier siegte wohl die Lust am Zerstören und am Umherfallen der Materialien. Woher kommt eigentlich diese Faszination Dinge beim kaputtgehen zuzuschauen? Verstehe ich nicht. Egal.
Kooperativ und ein Händchen zum Bau, das sollte vorliegen, um Kippelino spielfreudig erleben zu können. Sehr oft zeigte sich Alphagehabe bei den Mitspielenden, und so manch Bengel musste bei jedem Bauelement die Flossen im Spiel haben, begleitet mit den besten Besserwissensprüchen, die man nur haben kann. Eine wunderbare Situation auch beim Spiel über Zurückhaltung, Kooperation, lassen und loslassen zu kommunizieren.
Pädagogisch und begleiterisch ging mir hier das Herz auf.
Auf der motorischen Ebene passiert auch ne Menge, denn schnell wird verstanden, dass nicht nur die zuletzt gelegte Ebene ausschlaggebend für die Stabilität des Baumhauses verantwortlich ist, sondern das gesamte Konstrukt mit all seinen Ebenen darunter betrachtet werden muss. Zu wissen und damit zu arbeiten, wie die Steine in den Runden zuvor positioniert wurden, ist äußerst wichtig in diesem Spiel. Dabei muss man sich oft erinnern, denn richtig „nachsehen“ kann man nicht ganz eindeutig, wo die Steine zuvor lagen. Dafür sind die Holzscheiben zu klein, um die genaue Verteilung innerhalb der Ebenen auf Anhieb zu erkennen. Also: Merken, wo was lag.
So manche Kontrolle mit dem Tippen des Fingers von oben auf die Konstruktion hilft hier sehr ein Gefühl für Statik zu bekommen.
Also, was haben wir alles in Kippelino? Geschicklichkeit, Kooperation, dann noch irgendein Erinnern-Moment, Statik- und Bauwissen, dann kommt noch Alphatierkontrolle und Selbstbeherrschung hinzu. Wow, ziemlich umfangreich für so ein kleines Spiel. Und dann noch mit wunderbarer Ausstattung und einer echt niedlichen Zeichnung. Wow, das schätze ich alles sehr an dem Spiel Kippelino.