Alles neu macht der Oktober
Auf der Presseschau auf der SPIEL in Essen im letzten Jahr war ganz schön remmidemmi – die Jungs und Mädel von Repos Production sind nämlich mit ziemlich großen, aufwändigen und lauten Kostümen durch die Halle gewandelt, um darauf aufmerksam zu machen, dass Last Bastion da ist! Was für eine Freude, da ich schon großer Fan von Ghost Stories und gleichermaßen auch Fantasy-Fan bin. Daher: whoopwhoop! Die perfekte Mischung – oder? Schauen wir mal…
Erstmal gibt´s hier den Trailer für euch, der einen schnellen Einblick in Geschichte und in die Charaktere und Gegner gibt, die in der Schachtel auf uns warten:
Und den Spielaufbau habt ihr jetzt auch schon gesehen, das heißt: Ich kann direkt mit dem „Wie geht daaaas?“ loslegen. Hier gibt´s die ganzen Regeln, wenn ihr schauen wollt.
Wir spielen gemeinsam gegen das Böse und wollen versuchen, die Bastion zu verteidigen, in der wir uns befinden. Sie besteht aus 9 Bastionsfeldern, auf denen wir uns bewegen, und die uns praktische Effekte ermöglichen – zumindest manchmal 😉 Von außen kommen immer mehr Gegner, die auf die Bastion eindreschen und das böse in die Stadt bringen wollen. Das ist kaka, denn wenn 3 Bastionsfelder durch das Böse infiltriert wurden, haben wir verloren. Und ja: Das ist eine häufige Ursache, die das Spiel beendet. Alternativ kann es auch sein, dass alle Helden schon zwei Mal gestorben sind – auch dann ist Ende.
Ich, Ich, Ich
Wenn ich am Zug bin, mache ich böse Dinge (zum Beispiel die Effekte der bereits anwesenden Gegner ausführen, wenn sie einen haben), ich bringe neue Gegner ins Spiel (reicht ja noch nicht) und dann darf ich meine popeligen Aktionen machen: Laufen und kämpfen oder das Feld nutzen, auf dem ich stehe. Dieses VERDAMMTE ODER lässt mich regelmäßig ausrasten, denn das Spiel ist gemein zu uns! Das ist voll unfair! Die anderen – also die Bösen – haben es viel leichter! Das ist so eine Breche!
Und wenn ich dann kämpfe, muss ich die Würfel würfeln und hoffen, dass ich mehr Erfolge als die Gegner Stärke haben … UND WÜRFEL SIND AUCH ASIS11!1 Da kommt nie die Farbe, die man braucht! (Alle Gegner sind Farben zu geordnet und haben eine bestimmte Stärke – und ich muss entsprechend viele Symbole in der Farbe erwürfeln, damit ich den plattmache.)
Last Bastion ist ein Spiel, in dem man an allen Ecken und Kanten zu viel zu tun hat und sich nicht um alles ausreichend kümmern kann. Schafft man es eine gewisse Zeit lang, alles ein bisschen unter Kontrolle zu halten, kommt mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit der Gegner, der automatisch einen neuen Gegner mit ins Spiel bringt, der das dann auch tut und ZAAACK! Sind alle Plätze belegt, wir kriegen die Fresse dick und es wird mehr Feuer gelegt, als wir löschen können.
Ghost Stories ist retro
Wer Ghost Stories kennt, für den wird das Spielprinzip von Last Bastion nicht neu sein. Klar, die Gegner sind anders, Wu Feng fehlt, wird aber von anderen Arschlochmonstern ersetzt … aber eine kleine Neuerung zum Grundspiel von Ghost Stories gibt es hier bei Last Bastion: Wir haben richtige Charaktere in der Schachtel – und zwar mehr, als wir in einer Partie brauchen. In Ghost Stories ist es so, dass jeder eine Tafel in der Spielerfarbe bekommt und dort jeweils Spezialfähigkeiten abgebildet sind. Hier bei Last Bastion können wir richtige Charaktere verkörpern, was mir sogar ein bisschen besser gefällt. Jeder Charakter hat eine Spezialfähigkeit, die er einsetzen kann, so lange er noch nicht niedergeschlagen wurde (also quasi gestorben ist). Sonderfähigkeiten können Leben retten … also … sagen wir … sie können den Tod hinauszögern. Es macht schon Spaß, herauszufinden, welche Fähigkeiten sich gut mit anderen verstehen und gut ineinander greifen. +
Auch die Fähigkeiten der Bastionsfelder sind teilweise neu, teilweise die, die es auch in Ghost Stories gab. Da sich hier die Gegner nicht, wie in Ghost Stories, in Richtung Bastion bewegen, sondern das Böse in die Stadt schicken, sind manche Mechanismen etwas anders. Das, was bei Ghost Stories Qi war sind hier Leben, was dort Tao- Marker waren, sind jetzt Befehlsmarker.
Ich hätte mir jetzt, wo das Spiel eh nochmal neu aufgelegt und neu gebastelt wurde, mehr Bastionsfelder gewünscht. Das hätte ermöglicht, den Spielaufbau auch noch ein bisschen modular zu gestalten und nie genau zu wissen, was in der aktuellen Bastion zur Verfügung steht. Naja, und es hätte noch mehr Abwechslung gebracht.
Aber es klingt so, als würdest du immer verlieren?
Ja, und so ist es auch. In all den Partien – 2, 3 und 4 Spieler-Partien waren es im Übrigen – die ich gespielt habe, haben wir verloren. Wir sind mit wehenden Fahnen untergegangen und wurden vom Bösen überrannt. Wir haben unterschiedliche Charaktere ausprobiert, verschiedene Strategien gefahren und trotzdem hat es alles nichts gebracht: Wir konnten einfach nicht gewinnen.
Das Spiel zu zweit hat mir nicht so sonderlich gut gefallen, weil ich den Umgang mit den neutralen Tableaus – also den beiden Seiten, an denen kein Spieler saß – irgendwie nicht intuitiv wurde. Wir haben ständig irgendwas vergessen und dann nachgeholt und es hat sich einfach nicht in den Spielfluss eingereiht. Ich würde daher Last Bastion eher mit voller Besetzung spielen und empfehlen, weil es mehrerlei Vorteile hat: Mehr Spezialfähigkeiten, mehr Freunde um sich und die Klarheit, dass jeder weiß, was er tun muss und daher eigentlich nichts untergehen kann.
Und trotz all dem Gemecker spiele ich Last Bastion wirklich gern – allerdings würde ich eher zu Ghost Stories greifen, wenn die beiden Spiele nebeneinander stehen. Das ist sicherlich eine Mischung aus Nostalgie, Themenliebe und Designfreude.
Ein herzlicher Dank geht an Asmodee, die uns Last Bastion als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.