Es war einmal im Frühling …
Anfang 2019 bin ich das erste Mal auf die Sherlocks von Abacusspiele gestoßen. 3 kleine Schachteln lagen da einfach so herum und warteten auf mich. Das hab ich mir natürlich nicht nehmen lassen und hab mich direkt an “Letzter Aufruf” gesetzt. Nicht nur ich, sondern auch noch 2 weitere Personen.
Ich war anfangs etwas irritiert, weil ich das restliche Spielmaterial gesucht, jedoch nicht gefunden habe. Die paar Karten sollen Spielspaß bringen UND eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen?! Das würden wir ja noch sehen …
Aber was sind denn “diese Sherlocks” überhaupt?
Die Sherlocks von Abacusspiele sind Detektivspiele, in denen wir einen Fall lösen müssen. So weit, so gut und nicht wirklich etwas neues, wenn man sich den Trend der letzten (einigen) Monate mal anschaut. Aber Sherlock macht dann doch ein bisschen was anders. Zuerst einmal besteht ein Sherlock Fall aus einem Faltblatt, in dem wir erfahren, wie das Spiel funktioniert, worum es geht (also, in welcher Story wir stecken) und es gibt Fragen, die wir beantworten müssen. Schlussendlich gibt es natürlich auch noch eine Auflösung des Falls. Darüber erfahren wir nicht nur, was wirklich geschehen ist, sondern erfahren auch, wieviele Punkte wir machen konnten. Je mehr, desto besser.
Dann sind da natürlich noch die Karten, das Herzstück des Spiels. Es sind, Achtung, 42. 42! Ich rieche den Duft einer Verschwörung …
Mit nur 42 Karten beschäftigen wir uns jetzt also 60 Minuten und haben dabei Spaß?? Ähm … okay.
Q – wie Qualle
Die Sherlocks bedienen sich des sogenannten “Q-Systems”. Jeder Fall ist auf einer 3-teiligen Skala einer Schwierigkeit 1 (leichter) – 3 (schwerer) zugeordnet. Wir spielen gemeinsam und unser Ziel ist es, den Fall möglichst gut aufzuklären. Indizien erhalten wir über die Karten.
Und jetzt kommt das große ABER.
Jeder bekommt 3 Karten auf die Hand. Auf diesen Karten gibt es Informationen, die man den anderen mitteilen darf. Das können unterstrichene Worte oder Worte auf einem Notizzettelchen sein. Wenn jeder einmal kurz verraten hat, was er auf den Händen hält, dann geht´s los.
In meinem Zug muss ich eine Karte aus meiner Hand spielen. Diese Karte lege ich entweder offen in die Tischmitte oder verdeckt zur Seite.
Und wieso sollte ich was verdeckt weglegen?
Das ist einfach erklärt: Alle Karten, die offen ausliegen, enthalten Informationen, die derjenige, der sie ausgepielt hat, für so wichtig hält, dass die anderen sie auch kennen sollten. Alle Karten, die verdeckt abgelegt werden, sind in den Augen des Besitzers nicht so wichtig, als das jeder die Informationen darauf kennen müsste.
Was hat das für Vor- und Nachteile?
Der Vorteil einer Karte die ich ausspiele: Alle wissen, was drauf steht und können Puzzleteile zusammen führen – hoffentlich. Sie kennen ja schon einige der Worte, die auf der Karte sehen, weil sie laut vorgelesen werden durften, aber oft entpuppt sich der Inhalt der Karten dann doch als anders, als man durch die einzelnen Worte erwartet hätte.
Der Nachteil von ausgespielten Karten: Wenn ich eine Karte ausspiele, die keine relevanten Informationen für den beinhaltet, dann kostet sie die Gruppe am Ende des Spiels einen Punkt. Und wir wollen doch so viele wie möglich haben!
Der Vorteil einer verdeckt ausgespielten Karte ist, dass man den ersten Stein geworfen hat. Denn im Verlauf des Spiels müssen mindestens 6 Karten verdeckt ausgespielt worden sein. Irgendwann muss man also anfangen …
Der Nachteil einer so abgeworfenen Karte ist, dass der Inhalt bis zum Ende des Spiels verborgen bleibt. Denn erst, wenn die letzte Karte vom Stapel bzw. dann von den Händen der Spieler ausgespielt wurde, darf wieder über die verdeckten Karten gesprochen werden. Und es ist jedes Mal wieder ein Ringen, wenn man sich überlegen muss, ob die eine Karte jetzt wirklich so unwichtig ist, wie man glaubt, oder doch nicht.
Gut zuhören!
Es sollte daher immer gut zugehört werden, wer welche Worte seiner Karte vorliest. Denn vielleicht ist es auch mal so, dass bestimmte Karten thematisch zusammenhängen und plötzlich eine wichtige Information unwichtig zu sein scheint – oder auch anders herum. Es ist jedes Mal wieder zum Haare raufen! Am liebsten möchte man alle Informationen preisgeben und hat manchmal schon beim verdeckten Ablegen einer Karte ein schlechtes Gewissen …
Wie auch immer: Ein Sherlock Fall endet, in dem alle Karten gespielt wurden – offen oder verdeckt. Es dürfen übrigens beliebig viele mehr als 6 Karten verdeckt abgelegt werden. Aber es müssen mindestens 6 sein!
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr euch auch über die verdeckten Karten austauschen dürft – anschauen dürft ihr sie jedoch nicht mehr. Von daher sollte sich jeder sehr gut merken, welche Karten er abgeschmissen hat, damit nicht doch die eine wichtige Info flöten geht.
Danach widmet ihr euch den Fragen des Falls: Das sind 10 Stück und zu jeder Frage gibt’s 4 Antwortmöglichkeiten. Das ist ein bisschen wie bei Günter Jauch. Wenn ihr die Antworten habt geht´s an die Auflösung des Falls. Für richtige Antworten gibt es Punkte, für irrelevante Karten verliert ihr Punkte. Wenn ihr am Ende viele Punkte habt, wart ihr gut. Wenn nicht, dann … nicht. 😉
Die Themen
Aktuell sind 6 Schachteln und 1 Promo-Fall auf dem Markt, für die #SPIEL’19 wurden weitere Fälle angekündigt. Ich hab alle gespielt und gebe mal kurz spoilerfrei meine Meinung zum Besten.
Der Promofall heißt “Verbleib unbekannt”, hat weniger Karten und ist zum Kennenlernen des Spielsystems gedacht. Hier wartet wieder eine Story, die man so nicht erahnt hätte. Der Fall ist auf jeden Fall ein guter Einstieg, um Sherlock kennenzulernen und die Besonderheiten, die das Spiel mitbringt, zu erkennen. N
In der ersten Rutsche waren diese 3 hier. Ich zeige euch die jetzt mal in der Reihenfolge, wie ich sie cool fand. Das erste war also am coolsten, dann in absteigender Reihenfolge. Ich halte mich absichtlich kurz und sage nicht viel, damit ich NICHTS spoilere.
“Letzter Aufruf”: Im Flieger liegt ne Leiche. Wer, wenn nicht wir, könnte diskreter und kompetenter herausfinden, was passiert ist? Das war mein erster Fall und der hat mir sehr gut gefallen. Er ist bis heute tatsächlich auch derjenige Fall, der mir am intensivsten im Gedächtnis geblieben ist – nicht nur, weil es der erste war, sondern weil ich die Story gut fand und überrascht war, worauf man so alles achten sollte … Schwierigkeit: 2 von 3.
“Tod am 04.Juli”: Überraschung! Eine weitere Leiche versüßt uns den Spieleabend. Dieses Mal ist sie aber in der Nähe eines Gutshauses gefunden worden. Und wieder sind wir es, die der Polizei helfen sollen. Like a pro! Warum ist der Mensch tot, wer war es und was ist passiert? Der war ziemlich cool, sehr bildlich, sodass ich von einigen Karten bis heute zu einigen Karten noch Bilder im Kopf habe. Schwierigkeit 3 von 3.
“Der Fluch des Qhaqya”: Schon wieder einer tot! Dieses Mal ist es ein berühmter Archäologe … offenbar hatte er seine Nase in Dinge gesteckt, die ihn nun das Leben gekostet haben? Man weiß es nicht … Also: Ich schon, aber ihr (noch) nicht. Hat mir auch ganz gut gefallen, ist aber eher weiter hinten. Das war mir irgendwie manchmal von den Gedankengängen ein bisschen zu “wirr”. Schwierigkeit 2 von 3.
In Runde 2 ging es weiter mit den dreien hier. Auch hier gilt wieder. Oben am coolsten, nach unten hin dann weniger.
“13 Geiseln”: Hier scheint ein Konzeptfehler zu bestehen, es ist gar keiner tot!! 😉 Spaß beiseite: Zum Glück ist niemand tot, denn es gab einen Überfall, die Täter haben Geiseln genommen. Unsere Aufgabe soll es sen, herauszufinden, was da passiert ist: Wer sind die Täter, wo sind die Juwelen? Ein sehr stimmungsvoller Fall, der jedoch auch einen Knackpunkt hat, den man erstmal finden muss. Schwierigkeit 3 von 3.
“Der Pate”: Endlich wieder eine Leiche! Ein Geschäftsmann ist tot und wieder bittet die Pilizei uns um kompetente Hilfe (wat is denn mit dieser Polizei, dass die uns immer um Rat fragen müssen!?). Die Detektei Fritte ist bereit, herauszufinden, was passiert ist und begibt sich in gefährliche Gefilde. DÖMDÖMDÖM. Cooler Twist in der Geschichte, hat mir gut gefallen. Schwierigkeit 1 von 3.
“Das Labor”: Um etwas Abwechslung in die Geschichten zu bekommen, haben wir es hier mal mit einem Brand in einem Labor zu tun. Wer hat das Feuer gelegt oder wie ist es ausgebrochen? Gibt es Opfer? Was haben die hier in diesen Labors getrieben? Und warum liegt hier eigentlich Stroh? ( … kleiner Spaß am Rande.) . Wir haben ziemlich abgelooooooost bei diesem Fall. Vielleicht hätten wir genauer hinschauen müssen, aber gefühlt fand ich manche Wendung zu wirr. Meiner Meinung nach der schwächste Fall von allen 7. Schwierigkeit 2 von 3.