Ein Wettrennen der Langsamen
„Warte noch auf mich, zusammen können wir den Schatz heben!“ Herzlich Willkommen ihr Abenteurer*innen in der großen Pyramide Luxor. Als gierige Schatzräuber*innen heben wir Statue, Vase und Schmuck aus dem steinernen Grab, und robben uns vor zu den beiden Sarkophagen, die tief in der Mitte vergraben sind. Luxor von Rüdiger Dorn ist ein Wettrennen der Langsamen, bei dem es darum geht möglichst trickreich Punkte zu machen. Wir schauen auf das 2 – 4 Personenspiel aus dem Hause Queen Games.
Von der ersten Minute an
Als ich das erste Mal Luxor aufmachte, wusste ich schon: „Hey, hier hast Du was besonderes in der Hand!“ Das Spielmaterial und die Gestaltung sind wirklich eine Wucht und haben mich beim Anheben des Schachteldeckels ähnlich empfinden lassen, wie unsere Abenteuer*innen im Spiel: Ein Schatz, der geborgen werden will.
Und nachdem ich die Regeln gelesen und die ersten Menschen an meiner Seite hatte, die mit mir Luxor spielen wollten, wusste ich von den ersten Minuten an: „Wow, hier hast Du ein ganz tolles Spiel vor Dir liegen.“
Bis heute habe ich schon einige Runden Luxor gespielt, und ich muss sagen: Luxor hat noch keinen Pfifferling an Spielspaß, Freude und aufgeregtem Wettrenneifer eingebüßt. Nein, auch nach über 15 Runden spielt es sich frisch, toll und spannend. Soviel kann ich schon mal vorneweg sagen und festhalten: Luxor begeistert mich und hat mein Herz von der ersten Minute an entfacht.
Spielverlauf
Tja, wie schaffe ich es denn dann noch, ob der ganzen Freude um das Spiel, noch objektiv über das Spiel zu schreiben: Genau! Gar nicht. Das soll subjektiv sein und gerne meine Freude über das Spiel aussprechen. Doch bevor ich wieder Hymnen flöte und freudig tiriliere, erst mal ein paar sachliche Anmerkungen zum Spielverlauf.
Ziel: Punkte machen. Wie? Durch Schätze heben (Sets sammeln aus 3 unterschiedlichen Schätzen), Skarabäen abgreifen, weit in der Pyramide nach vorne kommen, etc.
Luxor ist ein Rennspiel, bei dem wir unsere Abenteurerfiguren anhand von Karten nach vorne durch die Pyramide ziehen. Der Witz: Wir haben 5 Karten auf der Hand. Um eine Figur nach vorne zu bewegen, kann man nur die ganz äußere Karte aus seiner Hand spielen, also die Karte ganz links oder ganz rechts. Dann wird die ausgesuchte Figur nach vorne gezogen, und ggf. findet eine Aktion des Plättchens statt, auf dem sie stehengeblieben ist. Ist es ein Schatz, und ist man so entsprechend vielen eigenen Figuren drauf, gibt es diesen. Ist es ein anderes Plättchen (Tempelplättchen, Horusplättchen, Osirisplättchen) dann wird dieses ausgeführt. Anschließend wird wieder auf 5 Karten in der Hand nachgezogen, wobei die nachgezogene Karte in die Mitte der eigenen Kartenhand gesteckt wird.
Fertig! So schnell geht ein Zug bei Luxor.
Sobald die zweite Figur in die Grabkammer gekommen ist, wird die Runde zu Ende gespielt und dann findet die Schlusswertung statt.
Ihr seht, sowas von einfach, einfacher geht es schon gar nicht mehr.
Tickreich nach vorne gehoppelt
Und obwohl Luxor so einfach und zugänglich gestaltet ist, so trickreicher zeigt sich der Spielzug im Detail. „Ist es sinnvoll Figur a X nach vorne zu ziehen? Oder sollte es dann doch Figur b sein? Ne, Moment, es muss Figur c sein, denn die nächste Karte sorgt dafür, dass ich zwei Figuren auf Schatz Y habe, denn damit bekomme ich mein Set zusammen …“ Die Gedankengänge sind teilweise wie in einem Labyrinth, denn es gilt mit jedem Schritt abzuwägen: Lohnt sich der Schritt? Kommen mir die anderen in die Quere? Schaffe ich im übernächsten Schritt einen Brauchbaren? Welche Horuskarte brauche ich unbedingt? …
Ja, bei Luxor zählt zwar der just in dem Moment gemachte Schritt, aber langfristig will geplant sein. Wir haben die Bewegungskarten auf der Hand, aber um die mittlere Karte spielen zu können, müssen wir erst (mindestens) 2 Runden dazwischen eine andere Karte spielen. Das verlangt hier und da echt etwas Planung.
Hier kann es ab und an zu einigen Downtimes im Spielzug kommen. Allerdings sind diese nie so lang gewesen, dass die Spielfreude der anderen den Nil heruntergegangen sind.
Ausstattung und Optik
Luxor zeigt sich wirklich als „schönes Spiel“. Wem die Thematik: Ägypten, Pyramide, Schätze sammeln, Sarkophag, etc. nicht zusagt, dem wird auch Luxor kein Grinsen hervorrufen. Aber die, die ein bissen mehr Bock auf „Indianer Jones“-Feeling haben, Abenteurer sind, Schätze sammeln wollen, die werden an Luxor eine Augenweide finden. Luxor hat einen wunderschönen Spielplan, erstklassiges Spielmaterial und eine überaus großartige Illustration. Bei Luxor passt alles. Sehr gerne würde ich eine 3D-Version des Spieles mal sehen wollen. Das wäre bestimmt der Oberrenner.
Die Regeln sind erstklassig geschrieben und illustriert, und sie sind innerhalb von 5 Minuten Mitspielenden erklärt. Anhand der sprachneutralen Symbolik ist Luxor für sich aussagekräftig und perfekt ausgestattet. Hier sind wirklich keine Fragen offen. Die Übersichtseite in der Spielregel zur Erklärung der Horuskarten ist auch grandios, und wird nach einmaligen Erklären nicht mehr benötigt.
Ein Pöppelkandidat
Luxor ist (bei der Verfassung dieser Rezension) mit als Kandidat für den roten Pöppel aufgestellt. Das verkaufsträchtige Label des Spiel des Jahres ist für Luxor in greifbarer Nähe. Ich finde, dass Luxor ein sehr guter Vertreter und Kandidat für die Auszeichnung ist. Das Spiel ist wirklich ein tolles Familienspiel, was leicht zu lernen, immer wieder anders und überaus schön. Es ist auch ein Spiel, was eine große Varianz und Ausbaufähigkeit besitzt. Ich hoffe sehr, dass Queen Games noch einiges nachschieben wird, denn Luxor kann sehr gerne wachsen (wie wäre es mit Fallen, und weiteren Objekten, und eine Zeitvariante, und Flüche und und und …). Luxor hat uns und die Spielgruppen, in denen wir es gespielt haben, zu Wiederholungstäter*innen gemacht. Schnell kam die Frage auf: „Wollen wir noch mal Luxor spielen.“ Ja, nach einer Partie kann auch gleich Partie zwei folgen. Letztlich zeigt sich, dass Luxor auch in einer altergemischten Gruppe sehr gut funktioniert. Darum: Für mich ein verdienter Vertreter der Pöppelauszeichnung.