Karten sammeln und verlieren
Die Wikinger Saga lief zumindest in meiner Wahrnehmung irgendwie unter dem Radar. Richtig viel habe ich nicht wahrgenommen von dem Spiel, dabei ist das Spiel echt nicht schlecht, sogar ganz unterhaltsam. Ich schaue heute auf das Kartensammelspiel Die Wikinger Saga von Christian Flore und Knut Happel, was bei Schmidt Spiele erschienen ist. Also, schnappt euch die Hornhelme und auf in die Saga.
Äußerst üppig
Wer die Zeichnungen sieht, wird gleich erkennen: Aha, hier war der Michael Menzel wieder mal am Werk. Das stimmt. Und schnell kommen wir samt Zeichnung und Ausstattung in Stimmung gemeinsam die unterschiedlichen Sagen der Wikinger zu erleben.
An sich ist Die Wikinger Saga nur ein Kartenspiel. Ein gepimptes und etwas aufgeblasenes Kartenspiel. Aber das macht ja nichts. An sich bewegen wir unsere Wikinger nur auf dem Wikingerpfad vor- oder auch teilweise rückwärts. Dabei wollen wir Siegpunkte und Münzen sammeln, vielleicht auch an die eine oder andere weitere Karte kommen, denn mit ihnen blasen wir unseren eigenen Kartenstapel auf. Die Wikinger Saga ist ein Deckbuilding Spiel, wir sammeln Karten und machen aus unserem Anfangsdeck ein starkes und besonderes und individuelles Deck.
Aber, bei Die Wikinger Saga passiert noch etwas anderes. Wir bekommen zwar nach und nach Karten dazu, aber wir schicken auch nach und nach Karten (Wikinger) nach Walhalla, und damit „buildet“ sich das Deck gar nicht so sehr. Wir tauschen es eher aus. Es ist eher ein Deck Changing Spiel, was es nicht gibt. Aber es würde ganz gut passen.
Über mehrere Etappen (es kommt auf die Saga an, die gespielt wird) sammeln wir Karten, geben diese wieder ab, machen Punkte und bewegen uns auf dem Wikingerpfad. Nun, ja, das machen wir und mehr auch nicht.
Das Immergleiche und das Neue
Welches Spiel hat nicht auch „das Immergleiche“? Irgendwie machen wir doch immer das gleiche, oder nicht? Aber bei manch Spielen merken wir es besonders. In Die Wikinger Saga merke ich es zumindest schon recht doll. Die wenige Abwechslung kommt durch die Abenteuerkarten, die die Saga ausmachen. Mit ihnen haben wir andere Voraussetzungen und es kommen andere, teils unerfreuliche Karten ins Spiel, seien es Wegkarten oder auch weitere Wikingerkarten.
Das macht das Spiel doch irgendwie anders, auch wenn wir an sich nicht wirklich viel anders machen im Spiel. An sich spielen wir nur Bewegungen aus, und bewegen unsere Wikingerfiguren vorwärts (oder rückwärts). Das Ziel: Möglichst genau die Bewegung durchführen, so dass die Stelle, an der wir stehen, für uns lukrativ ist. So spielen wir Runde um Runde und bewegen uns nur. Es gibt keine Kämpfe, kein Engeneering, kein Hü und auch kein Hot. Und dennoch haben wir mit Die Wikinger Sage Spannung im Deck.
Das Neue kommt nämlich durch die weiteren Wikinger, die wir in unser Deck kaufen. Wikinger und Götterkarten sorgen für Abwechslung und für manch coolen Zug im Spiel. Allerdings spielt hier der Zufall stark mit, denn wie oft war schon die Situation, dass der Gott, oder diese Wikingerkarte jetzt genau das Richtige wäre, und was fehlte … Genau! Diese eine Karte! Aber das haben Deckbau Spiele nun mal in sich – es kommt immer wieder anders und zweitens als man denkt.
So auch mit den Abenteuerkarten und auch den Wegeskarten. Manchmal geschehen so unvorhersehbare Dinge, die das Spiel und die Planung durcheinander bringen. Wer hier auf gezielte Berechnung steht, nun, das werdet ihr in Die Wikinger Saga nicht erhalten. Hier kommt der Zufall an manch Stelle zutrage und schlägt immer wiedermal zu.
Das macht das Spiel aber nicht willkürlich. Nein, es ist halt nur eine Komponente im Spiel. Kann passieren.
Spielfreude
Mich hat anfangs das Spiel nicht so sehr abgeholt. Ich fand es eher müßig und schleppend. Und dass ich auch immer nur das Gleiche gemacht habe, hat mich etwas gedämpft in meiner Freude.
Aber ich muss sagen, das hat sich geändert. Nach einigen Partien war ich schon eher drin in der Sage und andere Wegeskarten haben mich erheitert und erfreut. Die Wikinger Saga ist ein Spiel, was man wirklich ein paar mal spielen sollte, um die Vielfalt zu erleben. Jetzt kann ich sagen: Schönes Spiel und es bereitet mir echt Freude. Aber, diese habe ich mir auch erarbeitet.
Hätte ich nach meinen ersten Partien nachgegeben, so stünde das Spiel schon lange im Schrank eines anderen. Bei mir jedenfalls nicht. Jetzt bin ich ganz froh drüber, es ab und an wieder zu spielen.